Die reinen Produktionskosten des Films (Originaltitel: Tomorrowland) beliefen sich (nach imdb.com) auf 190 Millionen Dollar; schlägt man die Kosten für das weltweite Marketing obendrauf, ergibt sich für A World Beyond (so der „deutsche“ Titel) ein Gesamtbudget von rund 330 Millionen Dollar. Die Disney Studios, die den Film produzierten, versprachen sich also einen Blockbuster, einen Film fürs ganz große Publikum. Doch das blieb aus: Weltweit spielte der Film gerade einmal 209 Millionen Dollar ein, wurde für Disney also zu einem gewaltigen Flop.

Dabei hat der Film schon etwas zu bieten, nämlich CGI auf höchstem Niveau, und sogar einen Plot, der nicht nur so tut, als wäre er einer: In einer parallelen Zeitlinie existiert Tomorrowland, eine perfekte Welt, in der alles Wirklichkeit geworden ist, was sich technikaffine Träumer und Tüftler je für ihr Utopia ausgedacht haben. Das Utopische konzentriert sich eindeutig auf Technik und Wissenschaft.
Doch dieses Tomorrowland in der alternativen Zeitlinie ist für uns in der aktuell laufenden Zeitlinie (also unserer Gegenwart) verloren gegangen, das heißt nicht mehr zugänglich; unsere Linie läuft einfach weiter auf ihrer (offenbar) vorgegebenen Bahn. Die in 59 Tagen zu Ende geht, denn dann ist Weltuntergang angesagt in unserer Gegenwart. Der Film erzählt nun die Geschichte von Casey, einem nervigen (und hochbegabten) Teenager, die versucht, durch das, was sie denkt, fühlt und tut, die Zeitlinie der Gegenwart so zu beeinflussen, dass sie in Tomorrowland, dem verlorenen Paradies, mündet.

Der Film tut das in sehr rasantem Tempo sowie in sehr überzeugenden Bildern. Dem Schnitt gelingt es, die Bewegungsabläufe der gezeigten Fortbewegungsmittel, antiquierte wie utopische, nicht nur glaubwürdig aussehen zu lassen, sondern auch so, als befände man sich an Bord eines solchen Geräts. Und Kamera (und Filmarchitektur) schaffen es, die Geräte so zu zeigen, wie wir sie alle kennen. Die ersten anderthalb Stunden, die der Film benötigt, um Casey ans Ziel gelangen zu lassen und damit zu seinem Kern zu kommen, zitiert Brad Bird (Regie) aus fast jedem Science-Fiction-Film, der bis zu seinem eigenen je gedreht wurde. Deswegen sind uns die Gerätschaften, die er zeigt, auch so vertraut: Wir kennen sie aus Filmen der 1950er und 60er Jahre.

Und weil das alles ästhetisch so überzeugend rüberkommt, nimmt man dem Film auch ziemlich abenteuerliche Wendungen ab – etwa die Story von dem Raumschiff Verne’scher Bauart, das Casey endlich ans Ziel (und damit in die andere Zeitlinie) bringt. Aber der Film beschränkt sich weder auf die gradlinig erzählte Story noch auf die ansprechende Ästhetik. Nein, er liefert sogar eine Botschaft. (Harastos mag Filme mit Botschaft.)
Und diese Botschaft ist das Problem; nicht, weil sie zu einfach wäre (was sie natürlich ist), und auch nicht, weil der Film immer mal wieder ins Predigen verfällt (vor allem gegen Ende hin). Das Problem ist die Botschaft selbst, denn in ihrem Kern ist sie optimistisch und technikaffin und liegt damit völlig außerhalb des Zeitgeists. Der nämlich hat sich der Apokalypse verschrieben: der Ressourcenapokalypse, der Klimaapokalypse, der Rassismusapokalypse, der Coronaapokalypse; die Apokalypsen werden vom Mainstream in immer schnellerer Folge „verordnet“.
A World Beyond bietet das Gegenteil an, nämlich Optimismus der technischen Machbarkeit. Das mag durchaus ein wenig naiv daherkommen – und kaum eine Rezension des Films ließ es sich nehmen, darauf herumzureiten –, stellt aber zumindest einen Lösungsvorschlag dar. Und ist nicht bloß pessimistisch-lustvolles Herumwaten im trüben Geist des Untergangs …
Und heute, nur fünf Jahre nach der Uraufführung des Films, würde uns eher noch Mehr von diesem Geist gut zu Gesicht stehen.
Fazit: Ästhetisch perfekte Reise durch den optimistischen Zweig der Science Fiction von Jules Verne bis zum Terminator. – Leider fand der Film mit seiner optimistischen Botschaft nur beschämend wenig Zuschauer.
Trailer zu A WORLD BEYOND (deutsch)