Pacific Rim

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Nachdem Pacific Rim (USA 2013, Regie: Guillermo del Toro) mit diesem Insert gleich am Anfang die sprachlichen Fronten abgesteckt hat – keine Alltäglichkeit: ein japanisches und ein deutsches Wort, die gleichsam die Hauptrolle in einem US-amerikanischen Actionfilm spielen (bzw. das, was sie benennen) –, geht es noch fulminanter weiter: Es wird der Einsatz eines „Jaegers“ gegen ein Kaiju, ein Monster, gezeigt, der in einer totalen Niederlage, einer bedingungslosen Kapitulation, wenn man so will, endet.

Kaijus sind wolkenkratzergroße Aliens, die allerdings nicht von daher kommen, wo Aliens für gewöhnlich herkommen. Man hat schlicht „in die falsche Richtung“ geschaut, denn die Kaijus kommen nicht aus dem All, sondern „aus den Tiefen des Pazifischen Ozeans, aus einer Spalte zwischen zwei tektonischen Platten: einem Portal zwischen den Dimensionen“. Dieses Portal wird Breach genannt. Das erste Kaiju kam in San Francisco zur Erdoberfläche, und „als Panzer, Kampfjets und Raketen es sechs Tage später und 35 Meilen weiter zur Strecke brachten, lagen drei Städte in Trümmern, zehntausende Leben waren ausgelöscht“. Und dann erfolgte, „nur sechs Monate später“, der Angriff auf Manila; es folgte ein dritter, ein vierter; „und dann wurde uns klar: Es würde nicht aufhören, das war nur der Anfang. Wir brauchten eine neue Waffe …“

Und das sind die Jaeger: Humanoide Roboter, ebenfalls wolkenkratzergroß, die aber über kein eigenes neuronales Zentralorgan (sprich Gehirn) verfügen, sondern von Menschen, die sich in ihrem Brustkorb befinden, gesteuert werden müssen. Ihre schiere Größe und damit verbundene Komplexität erfordert stets zwei Menschen als „Steuerleute“, deren Gehirne zudem zusammengeschaltet werden müssen. Gehirne in diesem Zustand befinden sich im Drift. Zwei Menschen im Drift sind aber wie ein Mensch: Alles, was der eine fühlt und denkt, denkt und fühlt auch der andere.

Genau das wird – beim einleitenden viaskösen Jaeger-Einsatz – Raleigh Becket zum Verhängnis. Mit seinem Zwillingsbruder sitzt er im Jaeger Gypsy Danger, und versucht, einen Kaiju-Angriff zurückzuschlagen. Ohne Erfolg. Sein Bruder wird getötet, ihm mitten im Drift aus dem Gehirn gerissen.

Fünf Jahre später – nachdem auch Lima, Seattle, Wladiwostik verloren gingen – wird das Jaeger-Programm offiziell beerdigt und ersetzt durch den Bau einer gigantischen Mauer (der „Wall of Life“), die den Breach abriegeln soll, damit er nicht mehr als Einbruchstor für die Aliens dienen kann, und Raleigh heuert bei diesem Mauerbau an. Aber das ist natürlich kein Job für Helden (sondern für harte Malocher), weshalb er sich gern von Stacker Pentecost, dem Leiter des einstigen Jaeger-Programms, abwerben lässt. Der reanimiert nämlich die Jaeger, allerdings nicht mehr als militärisch geführte Einheit, weshalb gilt: „Wir sind keine Armee mehr, Mr. Becket. Wir sind der Widerstand.“

Und einen Plan hat er (natürlich) auch: „Wir greifen den Breach an, Mr. Becket. Wir schnallen einen thermonuklearen Sprengkopf von 1200 Kilo auf Strikers Rücken.“ Striker Eureka ist ein Jaeger der 5., der neuesten Generation. Und Becket im alten Gypsy Danger (3. Generation) sowie zwei weitere Jaeger sind quasi als Strikers Schutzwall eingeplant. Alle diese Jaeger sind Restbestände; mehr als vier insgesamt stehen nicht mehr zur Verfügung.

Als Beckets Drift-Partner wird nach langem Gewürge Mako Mori erkoren. Aber stolz darauf, auch wenn das im Film so dargestellt wird, sollte sie – wäre Pacific Rim die wirkliche Welt – nicht sein. Zum einen ist sie (natürlich) das frühkindliche Opfer eines Kaiju-Angriffs und wurde von Stacker Pentecost gerettet, als der noch selbst Jaeger-Pilot war, und später auch adoptiert. Damit wird erklärt – hoch lebe die Film-Psychologie! –, weshalb er sich so lange zierte, ihr einen Jaeger anzuvertrauen. Zum anderen bewährt sie sich in einer (vermeintlich) asiatischen Kampfsportart gegen Raleigh. Vermeintlich, weil die geschilderte Taktik reichlich simpel und die inszenierte Geschwindigkeit (wie bei Hollywood-Filmen leider keine Seltenheit) viel zu langsam ist. Da strickt harastos seine Söckchen wesentlich schneller …

Der Plan geht jedoch beim ersten Versuch schief: Zwei Jaeger werden von den Kaijus zerstört; Striker Eureka kann seine Bombe nicht zum Einsatz bringen. In einem völligen Fiasko endet die Mission nur deshalb nicht, weil Becket und Mako Mori im Gypsy Danger, der im Unterschied zu den anderen Jaegern „analog und thermonuklear“ ist, zur rechten Zeit eingreifen können. Schon wieder also das Abfeiern des Analogen. Und Gypsy Danger ist es natürlich auch, der am Schluss den Breach und damit die Aliens endgültig, radikal, ein für allemal plattmacht. Noch ein bisschen Helden-Gefeiere, dann nach über 2 Stunden der Abspann.

Fazit: Es gibt viel zu sehen (Action) und zu hören (ebenfalls Action). An der Ästhetik des Films gibt es nichts zu bekritteln, außer vielleicht, dass er einen Tick zu schrill und laut ist. Für zwei vergnügliche Stunden reicht das – für mehr aber auch nicht. Auf keinen Fall sollte man den Fehler hier wiederholen und zu viel über diesen Film nachdenken …

Prometheus

Dass der Film Prometheus (USA 2012) eine Menge populärer Mythen zu einem „pseudowissenschaftlichen Mix“ zusammenrührt, wie Uwe Reichert, Chefredakteur der Astronomie-Zeitschrift Sterne und Weltraum, im Editorial zum Oktoberheft beklagt (vor allem Präastronautik und Intelligent Design stoßen ihm übel auf), ist nicht das größte Problem des Films. Die Bilder sind (selbst wenn man sie nur in 2D sieht) streckenweise überwältigend – das muss man zugeben. Aber ergreifend sind sie, selbst in solchen Momenten, nicht. Auf ästhetisch hohem Niveau lässt einem das Ganze – die Story wie die in ihr agierenden Personen – bedenklich kalt.

Prometheus

Im Jahr 2091, ein Jahr vor Ellen Ripleys Geburt, startet das überlichtschnelle Forschungsschiff Prometheus mit Ziel LV 223, einem Mond in einem knapp 40 Lichtjahre entfernten Sternsystem, dessen Zentralgestirn der Sonne sehr ähnlich ist (und der im Übrigen nicht identisch ist mit der Welt, auf der die Besatzung der Nostromo über 20 Jahre später zum erstenmal von den Aliens infiziert wurde – was Ellen Ripley bekanntlich als Einzige überlebte). Aufgabe der 1000-Milliarden-Dollar-Mission ist es, die „Konstrukteure“, die Schöpfer zu finden, das heißt jene, die uns Menschen geschaffen haben. Dass es sie geben muss, darauf stießen Elizabeth Shaw und ihr beruflicher wie privater Partner Charles Holloway bei weltweit durchgeführten archäologischen Forschungen: Bei den unterschiedlichsten Frühkulturen der Erde, die untereinander keinerlei Kontakt hatten, fanden sie immer wieder die gleiche Sternkonstellation als Piktogramm an Felswänden, obgleich diese „alten und vergleichsweise primitiven Zivilisationen unmöglich etwas darüber wissen konnten“. Der Film beginnt mit dem Eintreffen der Prometheus in diesem Sternsystem, dessen einziger Planet einen Mond hat, „auf dem Leben existieren könnte“ (Holloway). Ob dieses Leben wirklich identisch ist mit den Konstrukteuren können Shaw und Holloway in ihrer 3D-Präsentation vor versammelter Mannschaft zwar nicht beweisen, aber „ich habe mich entschlossen, es zu glauben“ (Shaw).

Leider geht der in dieser Präsentation aufgebaute sense of wonder im Folgenden ein wenig verloren: vor allem in Action- und Horrorelementen, die immer mehr die Oberhand gewinnen. Es wird viel in Fleisch herumgewühlt – stets begleitet von schleimigen Schmatzgeräuschen –, der Tod kommt in Splattermanier über die Menschen; Höhepunkt dieser Blutorgie ist die von Shaw selbst vorgenommene Abtreibung eines ihr eingepflanzten Alien-Babys (schon ein bisschen viel für meine empfindliche Seele), aber Ridley Scott (Regie) scheint es zu genießen (wie in vielen seiner Filme).

Immerhin finden sie die Konstrukteure. Alle bis auf einen sind sie tot, gestorben vor 2000 Jahren bei dem Versuch, ihr Raumschiff Richtung Erde zu starten. Das Schiff, das genauso aussieht wie jenes, auf das die Nostromo Jahrzehnte später stoßen wird, ist gefüllt mit Brutbehältern: Alienlarven, einzig gezüchtet zu dem Zweck, die Menschheit, von den Kontrukteuren selbst erschaffen, wieder zu vernichten. Der einzige Überlebende stellt sich als Pilot heraus. Natürlich versucht er zu vollenden, was vor 2000 Jahren schief gegangen ist: Er macht das Schiff startklar, damit es mit seiner Ladung Tausender von Aliens – die von Janek, Captain der Prometheus, einmal als „Massenvernichtungswaffen“ bezeichnet werden – die Reise zur Erde antreten kann.

Prometheus - Der Show Down

In der optisch fulminanten Schlusssequenz sehen wir den Wettlauf des fremden Piloten mit der Besatzung der Prometheus, die alles tut, um den Start des Schiffs zu verhindern. Mit Erfolg: Allerdings müssen sie dafür ihr Schiff genau wie sich selbst für die Menschheit opfern. Am Ende gibt es nur eine menschliche Überlebende: Elizabeth Shaw, die sich nicht an Bord befand. Sie findet David, dem in Alien-Filmen quasi obligatorischen Android an Bord, genauer: seinen Kopf. Sie begeben sich auf die Suche nach einem weiteren Schiff der Konstrukteure, das es, so behauptet David, auf LV 223 gibt, um diesen Ort zu verlassen. Allerdings nicht Richtung Erde, sondern auf die Heimatwelt der Konstrukteure. Shaw will wissen, weshalb diese ihre Schöpfung, die Menschheit, wieder vernichten wollen. Ihr letzter Satz, gesprochen im Off, lautet: „Die Suche geht weiter.“

Fazit: Die Ausrottung der Prometheus-Besatzung wird ein bisschen zu hingebungsvoll inszeniert, worüber die eigentliche Story immer wieder fast in Vergessenheit gerät. Zu verschmerzen ist hingegen, dass mit diesem Film die Aliens – die eigentlichen Aliens, die aus den Alien-Filmen 1 bis 4 – aus dem Fokus geraten (ist ja auch alles zu ihnen gesagt und gezeigt worden) und durch die Konstrukteure ersetzt werden. Auch wenn die letzte Einstellung die Geburt eines Aliens aus dem toten Pilotenkörper zeigt – auch das viel mit Blut, Schleim und Geschmatze verbunden –, werden Fortsetzungen, so es sie gibt (es scheint da derzeit Probleme zu geben), uns auf die Spur ihrer (und unserer) Konstrukteure setzen.

Das Böse ist überall im All

Natürlich wird es immer schwieriger, einen (auch nur halbwegs) originellen Film über alieneske Invasoren zu fabrizieren. Es ist einfach alles gesagt und gezeigt, und gezeigt und gesagt und noch einmal gesagt und gezeigt worden. Als Ausweg bleibt die Wiederholung, das Nachbeten, das Ausschlachten von bereits Bekanntem. Aber dabei lässt sich der Film Battleship (USA 2012) nicht lumpen: 200 Millionen Dollar Produktionskosten (und 3D) sorgen dafür, dass man zumindest optisch (sowie in Sachen Action) nicht zu kurz kommt.

Die Zeit, die bis zum ersten Auftauchen der Aliens vergeht, immerhin 30 Minuten, wird genutzt, um die Ideologie, die den zweistündigen Film zusammenhält, anhand der Personen vorzustellen: der Herumtreiber, der zum Eintritt in die Navy überredet wird (damit doch noch was aus ihm wird); der Held, der noch nicht ganz zu sich gefunden hat; der Krüppel, der über sich hinauswächst und so weiter. Das Schlachtfeld als Ort der Bewährung: wo ein Mann noch ein Mann ist bzw. zu einem werden kann (seit die Frau mehr oder weniger gleichberechtigt auf dem Schlachtfeld dazugekommen ist, hat sich an diesem Schwachsinn nichts geändert). Dazu gehört selbstverständlich auch das Hoch auf das US-Militär: „Ich“, sagt Admiral Shane, „begrüße Sie an Bord des großartigsten Schlachtschiffs in der Geschichte der US Navy: der USS Missouri.“ Er sagt das auf besagtem Schiff, dessen Klassenbezeichnung (Schlachtschiff) dem Film auch den Namen gibt (und das am Ende alles rausreißt). In der wirklichen Welt unterzeichneten auf der USS Missouri Vertreter Japans am 2. September 1945 die Kapitulation, womit der 2. Weltkrieg auch in Asien endete.

Die Aliens schlagen zu während des RIMPAC, eines Flottenmanövers im Pazifik (das es alle zwei Jahre auch in der wirklichen Welt gibt), an dem mehrere Nationen teilnehmen; im Film vor allem die USA und Japan. Eine Stunde nach ihrem ersten Auftauchen haben die Aliens einen Teil der Flotten durch eine Art Energieschirm isoliert und alle darin befindlichen Schiffe vernichtet. Alle? Natürlich nicht. Die USS Missouri (Baujahr 1940) steht als schwimmendes Museum noch heil am Kai. Aber nur unser American Hero, Leutnant Hopper, ist begeistert, weil er nicht aufgeben kann. Der Rest der Übriggebliebenen zeigt sich nicht ganz so angetan von dem Schiff, vor allem weil „alle Waffensysteme analog sind“.

Die letzte halbe Stunde des Films zeigt, wie diese schwimmende Antiquität die hochgerüsteten Aliens zum Teufel jagt, das heißt sie tötet, vernichtet, ausradiert. Legitimiert wird diese Schlächterei (wie die des Mittelteils, als die Aliens die Menschen töteten, vernichteten, ausradierten) mit einer Ideologie, die in den 1990ern ihren Höhepunkt erreichte (und die auch die Naturwissenschaften infizierte bzw. verseuchte): Wenn Aliens den beschwerlichen Weg Richtung Sonnensystem gegangen sind, war das so gigantisch aufwendig, dass es praktisch keinen Rückweg gibt. Sie können also gar nichts anderes im Sinn haben, als die Menschheit zu vernichten. Independence Day war der Film, der uns das vorführte. Battleship zeigt es über 15 Jahre später noch einmal.

Wer schon Independence Day für schwer erträglich in Sachen Patriotismus (amerikanisch), Opferbereitschaft und Durchhaltewillen (menschheitlich), Helden- und Kriegspathos und Einiges mehr gehalten hat, den belehrt Battleship eines Schlechteren: Es geht noch schlimmer. Zwar gibt es, dem Zeitgeist entsprechend, auch in Battleship immer wieder Ironie zu hören, meist in Form von Einzeilern – der schönste ist als Aufschrift auf einem Kriegsschiff zu lesen: In God we trust all others we track (Gott vertrauen wir, allem anderen gehen wir nach) –, aber der Witz wird in der Regel sofort abgewürgt und wir befinden uns wieder in irgendeiner Kampfhandlung. Die Verbissenheit, mit der in Battleship Menschheit gegen Aliens, Mann gegen Alien, menschliche Maschine gegen alieneske Maschine gekämpft wird, ist wirklich erstaunlich.

Genauso erstaunlich, wie der neue Trend zur analogen Gewalt im SciFi-Film: Man will wieder echte Kerle sehen und Dinge, die von echten Kerlen bedient werden. Und keine digitalen Maschinen, bei denen sich nichts bewegt und die nur von nerdigen Spinnern verstanden und benutzt werden können.  Auf der USS Missouri ist der Mann noch Mann und kein digitales Weichei. Lasst sie also kommen – wir hauen sie weg, und zwar mit den Fäusten und nicht mit Laserblastern und Photonentorpedos!

Die Moral von der Geschicht: Wir (wir die Menschheit) mögen kriegs- und gewaltgeile, das heißt faschistische Arschlöscher sein, aber das ist nicht nur gut so, das muss auch so sein, denn die anderen da draußen sind nicht besser, können nicht besser sein: So ist nun mal der Lauf der Welt bzw. des ganzen Kosmos. Amen. Oder eben: In God we trust.