SciFi Quickie IV: Rim of the World (USA 2019)

Die Aliens sind nah …

Die Aliens sind wieder einmal da, um die Erde zu invasionieren. (Und auch bei diesen hier fragt man sich, wie sie es eigentlich geschafft haben, so etwas wie eine technische Zivilisation mit Raumschiffen und so weiter zu entwickeln, denn es sind, wie so oft, monströse und primitive Kreaturen, die vor allem damit beschäftigt sind zu fressen, mit Vorliebe natürlich Menschen. Aber das nur nebenbei.) Diesmal kriegen es die Aliens mit vier Teenagern zu tun, die in einem Sommercamp von der Invasion überrascht werden.

Und natürlich machen sie sich danach auf, die Welt zu retten. Dazu müssen sie das Mutterschiff der Aliens vernichten. Und dazu wiederum müssen sie irgendeinen Aktivierungsschlüssel nach Los Angeles, ins JPL, bringen, der dann dazu verwendet wird, einen irdischen Militär-Satelliten auf dieses Mutterschiff auszurichten und es vom Himmel zu pusten.

Auf ihrer Odyssee vom Camp nach Los Angeles gehen sie durch die sattsam bekannte Alien-Hölle. Rim oft he World (Regie: McG) fügt nichts Neues hinzu. Er versucht es nicht einmal. Es bleibt bei den üblichen, mehr oder weniger originellen Situationen, wenn man sich dem Bösen (in Gestalt der Aliens) gegenüber sieht. Oder auf einen Trupp aufrechter (irdischer) Soldaten trifft. Das Alles ist mal witzig, mal weniger. Mal full action, mal eher nachdenklich. Originell aber ist es nie.

Das Fazit ist ein Dennoch: Harastos gibt zu, dass es Laune macht zu sehen, wie einfach es sein kann, die Welt zu retten. Dafür nimmt man Einiges in Kauf – zum Beispiel einen Plot mit langem Bart oder auch (zweifellos schlimmer als lange Bärte) nerviges Teenager-Gekreische.

Trailer RIM OF THE WORLD (englisch)

SciFi Quickies III: Pacific Rim 2, Alien: Covenant

Pacific Rim: Uprising (USA 2018)

Es ist eine einzige Szene, in der sich das Elend des ganzen Films offenbart; sie leitet (nach 74 Film-Minuten) das große Action-Finale ein: Jake Pentecost, Sohn des Großen Stacker Pentecost, Held des ersten Teils, lässt seinen Trupp aus (mehr oder weniger jämmerlichen) Jäger-Piloten strammstehen, um sie auf den bevorstehenden Endkampf gegen die Kaijus einzustimmen.

Man hat das schon hundert Mal gesehen und gehört, und hier wird nicht nur nichts Neues hinzugefügt, sondern das Altbekannte bis hin zur Karikatur entstellt (oder auch entlarvt): Pentecost beginnt seine Rede zunächst mit der Feststellung, dass er nicht sein Vater, also kein Held sei. Dass aber jeder zum Helden werden könne, also auch der Haufen vor ihm … Und es endet mit der Parole: „Jetzt helft mir, die Welt zu retten.“ Der völlig ironiefreie Ernst, mit dem dieser Satz (in Mimik und Tonfall) vorgebracht wird, sorgt für einen der wenigen witzigen Momente in diesem Film. Und dass das unfreiwillig geschieht, sagt absolut alles.

Fazit: Fette Action, dünne Story.

Alien: Covenant (USA/UK 2017)

Obwohl ebenfalls die Fortsetzung einer Fortsetzung (und so weiter) ist Alien: Covenant von anderem Kaliber. – Zehn Jahre nach dem Verschwinden der Prometheus empfängt die Besatzung des Kolonistenschiffs Covenant ein seltsames Signal: eine Frauenstimme, die Take me home, country roads singt. Da der Planet, von dem die Stimme kommt, nicht weitab der ursprünglichen Route liegt und er außerdem in der habitablen Zone seiner Sonne liegt, beschließt man, auf ihm zu landen.

Natürlich ein kapitaler Fehler. Es ist eine Welt der Konstrukteure. Von deren Existenz jedoch lediglich archäologische Artefakte künden. Von ihnen selbst keine Spur. Vor zehn Jahren war dort die Prometheus gestrandet; einziger Überlebender: David, der Android, der am Menschen nur das bewundert, was ihn hervorgebracht hat: die Schöpferkraft. Ansonsten ist der Mensch „eine gescheiterte Spezies“.

Wofür als Indiz gelten könnte, dass er seinesgleichen immer wieder gern beim Sterben zuschaut. Der Film macht sich keinerlei Mühe, Raffinesse an den Tag zu legen, wenn der in einem Alien-Film unvermeidliche Splatter ansteht. Wer aufs Klo oder sich frischmachen geht – der kommt nicht zurück. Was man erwartet, das kriegt man. Der Zuschauer sieht sich sozusagen seiner eigenen Verworfenheit gegenüber.

Fazit 1: Echte Menschen, Maschinen und Aliens in einem ästhetisch und dramaturgisch perfekt inszenierten Plot.

Fazit 2: Der zynische Pessimismus des Films ist allerdings nicht für jedermann bekömmlich. So sollen die Einspielergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein, und auch so mancher Kritiker zeigte gewisse Empfindlichkeiten. Dennoch ist der nächste Teil – Arbeitstitel Alien: Awakening – bereits in Arbeit.

Independence Day: der zweite Versuch

ID4„Ich kann nicht glauben, dass es 20 Jahre her ist“, bemerkt Kampfpilot Jake Morrison, der vor 20 Jahren entweder noch gar nicht geboren war oder noch Windeln vollkackte. Vor 20 Jahren, zum Independence Day 1996, kamen die Aliens irgendwo aus den Weiten des Alls, und ihr einziges Ziel war es, die Menschheit auszurotten, denn interessiert waren sie nur am Planeten Erde; die Biosphäre, einschließlich des Menschen, stellte für sie schon damals nur einen lästigen Störfaktor dar.

Was wurde über diesen Film nicht alles gelästert! Es wurden wahre Jauche-Kübel über ihn gekippt. Und jeden einzelnen davon hatte er sich auch redlich verdient. Er ließ wirklich kein Klischee (Personen wie Plot betreffend) aus: Der Kampfpilot mit unerfüllten astronautischen Ambitionen, der Nerd, der über sich hinauswächst, der Vietnam-Veteran, der sich dem Suff ergeben hat, sich am Ende aber für die Menschheit opfert, der Politiker (US-Präsident) mit Idealen, die karrieristische Nerd-Ex, der verrückte Wissenschaftler, der weibische Schwule, der besorgte Nerd-Vater und so weiter und so fort.

Nachdem harastos sich Independence Day: Wiederkehr (USA 2016) angesehen hat, sieht er sich, notgedrungen und keineswegs glücklich darüber, in der misslichen Lage, die 1996er-Version einer Alien-Invasion gleichsam neu zu bewerten. Und das Ergebnis tut weh. Nie – niemals im Leben – hätte sich harastos träumen lassen, dass er die folgenden Sätze tatsächlich einmal aussprechen würde, nicht einmal, dass er sie je aussprechen könnte … Aber, nun ja, da muss man durch …

Jedes noch so abgegriffene, ausgelutschte, zu Tode gefilmte und von Emmerich erneut aufgenommene und ausgewürgte Klischee, das Independence Day (1996) dem Zuschauer zum Fraß vorwarf, diente einem einzigen Zweck: zu verdeutlichen, dass es um alles geht – um die Ausrottung der gesamten Menschheit. „Wir werden“, wie Whitmore, der US-Präsident, einmal bemerkt, „einfach vernichtet.“ Und das sieht, hört und fühlt man auch. Milliarden Menschen – nicht Tausende, nicht Millionen, Milliarden Menschen sterben bei den verheerenden Angriffen der Aliens. Ist ein Mainstream-Film je so weit gegangen? Noch am 3. Juli sieht es so aus, als könnte es das für die Menschheit tatsächlich gewesen sein. Jedes Klischee, das Emmerich auffährt, sorgt dafür, dass die ungeheuren Verluste der Menschheit, diesseits der gezeigten CGI-Zerstörungssequenzen keine bloße Abstraktion bleiben.

Und 20 Jahre später?

Die 165 Millionen Dollar, die Independence Day: Wiederkehr gekostet hat, sieht und hört man – ganz zweifellos. Aber man spürt, man fühlt sie nicht. Es ist, als sähe man von weit draußen zu, wie eine Welt, die zufällig Erde heißt, zerstört wird. Es berührt einen nichts und niemand. Weder einer der zahlreichen Personen, die im Film auftauchen (und wieder verschwinden), noch die Menschheit als Ganzes. Die Figuren, die nach 20 Jahren wieder dabei sind (etwa Whitmore oder Okun, der verrückte Wissenschaftler), sind müde Abziehbilder ihres einstigen Charakters oder – noch schlimmer – zu albernen Knallchargen entstellt.

Dem Film fällt nicht nur nicht viel Neues ein (was verzeihlich wäre), nein, er bringt es sogar fertig, altbekannte und in Invasionsfilmen unvermeidliche Plot-Turns zu entkernen, lieblos, hektisch, ohne jeden dramatischen Sinn und Verstand aneinander zu reihen. Schmerzhaft deutlich macht das die Filmmusik: Sie plätschert dahin wie Kaufhausberieselungsmusik, musikalischer Brei, der zäh und klebrig Personen, Plot und Dialoge überzieht und sie dabei endgültig erstickt.

Fazit 1: Wer den Film genießen möchte, beschränke sich auf einen Trailer, zum Beispiel auf den Official Trailer #2. Er erzählt eine kleine, in sich (fast) abgeschlossene Geschichte (die nur dem Hauptthema des Films, der Invasion, folgt). Die Dramaturgie ist stimmig und wird von der Musik auch unterstützt.

Fazit 2: Es könnte gut sein, dass mit diesem Film das Genre des Alieninvasionsfilms zu Grabe getragen wurde. Und das wäre das einzig Positive, das man zu Independence Day: Wiederkehr sagen kann.

Infini

Eine isolierte Station, ein paar schwer bewaffnete Leute mit einer Mission sowie ein Alien-Organismus, der ihnen das Leben schwer macht: Das ist das klassische Set für einen Alien-Horror-Streifen – schon vor Ridley Scotts Alien, aber mit diesem Film wurde es quasi zum Standard. Auch Infini (AUS 2015), Drehbuch und Regie: Shane Abbess, wählt diese Konstellation als Ausgangspunkt, geht im Verlauf der Handlung dann aber eigene Wege und liefert einen Schluss, der sich vom üblichen Horror/Alien-Szenario (wohltuend) weit entfernt.

infini2

Das Leben auf der Erde im 23. Jahrhundert ist zum bloßen Überleben geworden. Ressourcen liefern nur noch Minen-Stationen auf entlegenen Planeten. Jobs sind entsprechend knapp, und man muss nehmen, was kommt. Whit Carmichael will sich und seiner Freundin ein besseres Leben ermöglichen und heuert bei der West Coast SAR (Search and Rescue) an, wo er bereits an seinem ersten Tag Zeuge eines fatalen Zwischenfalls wird: Ein Team, Einheit 28, kehrt von Infini per Slipstream zurück – tot, um sich schießend oder dem Wahnsinn verfallen. Die Rückkehr löst eine automatische Abriegelung aus, wodurch Carmichaels Team isoliert wird; Giftgas strömt in den Raum. Um sich zu retten, leiten sie hektisch einen Sprung ein, der sie – da eine Änderung der Koordination nicht möglich ist – zu Infini führt. Danach hört man nichts mehr von ihnen.

Der Film wirft den Zuschauer mitten hinein in die Handlung. Die ersten zehn Minuten, bis zum Verschwinden Carmichaels, bestehen nur aus Action: Was die Akteure da eigentlich treiben, wird weder ersichtlich noch lässt es sich zusammenreimen. Erst als ein Rettungsteam zusammengestellt wird, nach 12 Minuten Filmzeit, ergeben sich (durch die geschilderte Einsatzbesprechung) einige Zusammenhänge: Infini ist der am weitesten von der Erde entfernte Außenposten. Es wird dort eine Substanz abgebaut, die ursprünglich als Energiequelle dienen sollte, sich aber als hochexplosiv herausstellte, wenn sie mit der irdischen Atmosphäre in Kontakt gerät. Der letzte Überlebende des letzten regulären Teams auf Infini hat in geistiger Umnachtung eine Ladung dieser Substanz per Slipstream Richtung Erde losgeschickt. Ankunftszeit: in 6 Minuten (Erdzeit). Zweck der Rettungsmission ist es, die Ankunft der Ladung zu verhindern. Während des Meetings erfährt der Einsatzleiter, dass Carmichael tatsächlich auf Infini angekommen und dort der einzige Überlebende seines Teams ist. Darüber hinaus wird noch erklärt, dass mit dem Slipstream in Nullzeit teleportiert wird (Trekkies nennen das Beamen), dass die Zeit (im Unterschied zum Beamen) aber nicht synchron läuft: Man kann am Ziel Stunden, Tage, Wochen verbringen, nach dem Zurückteleportieren sind auf der Erde aber nur Sekunden oder Minuten verstrichen.

Mit den nötigen Basics ausgestattet, kann es, in der 18. Filmminute, endlich losgehen: Das Rettungsteam wird auf Infini teleportiert. Bei der Ersterkundung der Station stoßen sie auf Dutzende von Leichen und werden über das altmodische Computersystem der Station außerdem von einem fremden Wesen kontaktiert. Auf einem grün flimmernden Monitor fragt es, wer sie seien und was sie wollten. Der Kontakt wird abrupt abgebrochen, als sie den unversehrten Whit Carmichael auffinden.

Kurz schildert er, wie sich die gesamte Mannschaft der Station samt aller eingetroffenen Rettungsteams gegenseitig umbrachten – nur er überstand das Massaker -, danach gehen sie unter seiner Leitung das primäre Missionsziel an: den Slipstream der Ladung Richtung Erde vorzeitig abzubrechen. Was auch gelingt. Die Mission (genau wie der Film) könnte hier zu Ende gehen, doch plötzlich werden sie von einem weiteren Überlebenden mit einer Axt angegriffen. Bevor sie ihn erschießen können, spritzt eine Menge (infektiöses) Blut herum. Alle Crewmitglieder entwickeln daraufhin paranoide Wahnvorstellungen, Halluzination, und vor allem ein unglaubliches Gewaltpotenzial, das nur noch ein Ziel kennt: sich abzuschotten und aus dem Hinterhalt die jeweils anderen auszuschalten.

Bevor das große Morden beginnt, findet Carmichael, den es in das Forschungslabor der Station verschlagen hat, heraus, dass die Station nie zur Gewinnung der Substanz diente, um diese der Menschheit als Energiequelle zur Verfügung zu stellen. Stattdessen war Infini von Anfang an der Erforschung der Substanz gewidmet, die einen quasi intelligenten Alien-Organismus darstellt, dessen alleiniges Ziel das eigene Überleben ist. In den wissenschaftlichen Aufzeichnungen, die Carmichael auffindet, wird vom „perfekten Organismus“ gesprochen. Ein Mythos, den die Alien-Filme ja immer wieder beschwören, wobei perfekt immer heißt: ganz auf Reproduktion ausgerichtet, ohne so störende Kleinigkeiten wie Moral oder Gemeinschaftsgefühl.

Die Substanz kann jeden anderen biologischen Organismus nachbilden – also auch Menschen. Und das tut sie. Sie hetzt die Menschen der Station aufeinander, damit am Ende des Auslese-Prozesses der eine, der Alpha-Organismus übrig bleibt, den sie dann ganz und gar für ihren Zweck, der das Überleben ist, einspannen kann. Und am Ende bleibt wieder einmal Whit Carmichael übrig. Der aber hat die Zusammenhänge längst durchschaut und stellt sich ultimativ gegen die Substanz, indem er sich selbst tötet. Würde er nämlich als der auserlesene Alpha-Organismus zur Erde zurückkehren, wäre es um die Menschen geschehen. Er opfert sich also, um das Schlimmste zu verhindern. Das aber – nämlich Selbstlosigkeit, man könnte es auch Liebe nennen – war bis dahin für die Substanz ein unbekanntes Konzept.

Und an dieser Stelle verlässt der Film Infini, der bis dahin wie ein klassischer Zehn-kleine-Negerlein-Horrorfilm funktionierte (und das auch ganz hart durchzog), auf relativ radikale Weise das Alien-Universum. Kurz bevor Whit Carmichael das letzte Mitglied des Rettungsteams tötet (beziehungsweise töten muss, weil es ihn, von der Substanz gesteuert, angreift), wechselt Infini mit einem Filmzitat seine bisherige Verortung im Alien/Horror-Genre.

Denn Infini bezieht sich – nach über 80 Filmminuten – nicht mehr auf Alien und andere einschlägige Filme, sondern covert in fast poetischer Weise eine Szene aus The Abyss, dem zweiten Alien-Film von James Cameron, der durch dessen nachfolgendem Werk (Terminator – The Judgement Day) ein bisschen untergegangen ist.

The-Abyss-Water-Face bearbeitet

Infini Szene bearbeitet

In beiden Fällen nehmen die Aliens direkten Kontakt mit den Menschen auf. Während in The Abyss da kaum noch Zweifel darüber bestehen, dass die Aliens den Menschen gut gesonnen sind, startet in Infini die Substanz damit den letzten Zweikampf, der zum Überleben des Alpha-Organismus führen soll. Nachdem Carmichael diesen Kampf für sich entschieden hat, wendet er sich direkt an die Substanz – „Ich weiß, du kannst mich hören.“ – und erläutert ihr, warum ihm kein anderer Ausweg mehr bleibt, als sich zu töten.

Man sieht, wie Carmichael stirbt. Schwarzblende. Dann: Carmichael kommt zurück. Und nach und nach alle anderen Mitglieder des Rettungsteams. Sie bereiten, als wäre nichts geschehen, den Slipstream zurück zur Erde vor. Carmichael (und der Zuschauer) erkennt, dass die Substanz dazu gelernt hat: Es gibt mehr und womöglich Zielführenderes als seine Existenz auf bloße Reproduktion um jeden Preis zu gründen. Eine Einsicht, die im Alien-Universum völlig undenkbar wäre  …

Als die Crew auf der Erde ankommt, wo nur wenige Minuten vergangen sind, schließt sich auch der Kreis zum chaotischen Anfang des Films. Die Rückkehr von Einheit 28 löste die Abriegelung aus, weil die Mitglieder des Teams von der Substanz verseucht waren. Die Automatik ging auf Nummer sicher, nahm sogar den Tod von Carmichaels Crew in Kauf, denn wäre auch nur einer von der 28 nach draußen gelangt, hätte es das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, bedeutet. Jetzt ist es Carmichael und „seine“ Crew, die einem harten Scan unterworfen wird. 53 Sekunden lang herrschen Zweifel darüber, ob man sie wirklich auf die Menschen der Erde loslassen kann, ob sie sauber oder verseucht sind. Der Film wiederholt die komplette Scan-Sequenz des Anfangs (mit der man da noch überhaupt nichts anfangen konnte), bevor sie dann endlich erfolgt: die Freigabe.

Fazit: Alien-Horror von der ganz anderen Art – dessen Wucht sich allerdings erst beim zweiten Sehen richtig offenbart.

Project M

Project MIn der nahen Zukunft, in der der Film Project M (französischer Originaltitel: Projet-M, CDN 2014) spielt, gehen die Ressourcen der Erde zur Neige, vor allem das Wasser wird knapp. Quebec, heute noch eine Provinz Kanadas, ist ein selbstständiger Staat, reich geworden durch den Export von Trinkwasser, doch diese Wasserreservoirs sind (natürlich) nicht unendlich. „Um die Zukunft zu sichern“, sagt Lea Leclerc, Präsidentin Quebecs, „müssen wir uns dem Weltraum zuwenden.“ Speziell (und wieder einmal) dem Jupitermond Europa. Eine unbemannte Sonde namens Oasis wühlt sich dort durch den Eispanzer des Mondes und übermittelt Daten von dem riesigen Wasserreservoir, das sich darunter befindet. Um dieses Wasser nutzbar zu machen, braucht es eine bemannte Expedition nach Europa. Zur Vorbereitung auf eine solche wird Project M gestartet: Eine Raumstation im Orbit um die Erde, auf der eine Gruppe von Astronauten 1000 Tage lang lebt und arbeitet – 1000 Tage ist die Zeitspanne, die eine Europa-Mission dauern würde (M ist das römische Zahlzeichen für 1000).

Der Film eröffnet mit einer kritischen Situation auf der Station – sie droht mit einem Stück Weltraummüll zu kollidieren -, die von der Crew jedoch mit einem Ausweichmanöver bravourös gemeistert wird. In den folgenden knapp 7 Minuten werden dann in Form einer TV-Reportage die Ausgangslage, die Station sowie die Astronauten vorgestellt. Leider fällt danach der Drive, den der Film bis dahin aufgebaut und gehalten hat, in den Keller und es wird zäh: Man quält sich durch müde Dialoge, belanglose Szenen, und die Rückblenden aus der Vergangenheit der Astronauten machen alles nur noch schlimmer. Ein bisschen Leben kommt in den Film erst wieder nach 20 Minuten, als die Crew – bei Tag 900 der Mission – über ihre Kommunikationskanäle einen nuklearen Schlagabtausch der irdischen Mächte beobachtet. Dass es auf der Erde Überlebende gibt, hoffen sie, wissen es aber nicht. Auf jeden Fall sind sie von jetzt an auf sich allein gestellt.

Danach fällt der Film wieder in Schlafmodus, diesmal für mehr als eine halbe Stunde. Die Konflikte, die ausbrechen, bewegen sich in den üblichen Klischees und werden zudem seltsam distanziert inszeniert. Auch der obligatorische Todesfall – eine Astronautin begeht Selbstmord – berührt nicht wirklich. Die Rückblenden häufen sich, aber der Dramaturgie tut das noch immer nicht gut.

Erst in der letzten halben Stunde findet der Film wieder zu sich. Ein russischer Kosmonaut, einziger Überlebender einer Sojus-Havarie, wird gerettet und an Bord genommen. Von ihm erfahren sie, dass Oasis keineswegs nur Daten über die Wasservorkommen auf Europa übermittelt hat – das war, so der Kosmonaut, nur die „offizielle Story“ -, sondern für die Menschheit etwas wesentlich Essenzielleres: nämlich Bilder eines „unbekannten Objektes“, bei dem es sich nur um ein „außerirdisches Raumschiff“ handeln kann. Die Crew – und mit ihr der Film – wird daraufhin, für seine Verhältnisse, fast hektisch: Es gilt, die Überlebenden der Erde, man ist überzeugt, dass es solche geben muss, darüber zu informieren, denn dieses Wissen würde alles ändern: „Es würde nicht mehr um Hautfarbe gehen oder Religion, sondern nur darum, ob man Mensch ist oder nicht.“

Fazit: Gute (wenn auch konventionelle) Idee, der in der Ausführung aber der dramaturgische Schliff fehlt.