Star Trek: Picard (7., 8. und 9. Episode)

Als Picard und Dahj auf Nepenthe ankommen (Episode 7), wird das bisherige Tempo der Serie zurückgenommen, quasi eine Atempause eingelegt. Das sagt schon der Name: Népênthos wird in Homers Odyssee (4. Gesang) als „ein Mittel gegen Kummer und Groll“ bezeichnet. Pênthos bedeutet Kummer oder Ärger, ist eine Verneinungspartikel; Nepenthe heißt übersetzt also: sorgenfrei. Mit „Mittel“ ist eine „Würze“, also eine Droge gemeint.

Und so, also als Beruhigungsdroge, als antikes Valium, wenn man so will, wird – böse ausgedrückt – die Episode auch eingesetzt. Picard trifft auf alte Bekannte, auf William Riker, ehemals Erster Offizier auf der Enterprise, und auf Deanna Troi, Counselor der Enterprise, beide jetzt ein Paar, das sich einst auf Nepenthe zurückgezogen hatte, um ihrem Sohn – vergebens – das Überleben zu ermöglichen. Die Serie nutzt das, um nostalgisch alte (und vermeintlich bessere) Zeiten zu beschwören. Und nicht zuletzt, um alte Fans – die vor allem von Episode 5 ein wenig pikiert waren – nicht völlig zu vergraulen. (Was im Großenganzen auch funktioniert.)

Treffen einer Generation …

Das Bemerkenswerteste an der 8. Episode ist, dass Seven of Nine zurückkehrt. Sie wurde von Elnor alarmiert, als die Romulaner ihn auf dem Borg-Kubus in die Enge getrieben hatten. Und sie macht da weiter, wo sie als Rächerin in Episode 5 aufgehört hat: Sie klinkt sich, als Borg-Queen, ins lokale Borg-Kollektiv ein, um die Romulaner aus dem Artefakt zu jagen. Was auch glückt. Doch ist bereits eine riesige romulanische Flotte auf dem Weg zu Sojis Heimatwelt – um dort, an der Quelle sozusagen, die Androiden zu vernichten.

Seven of Nine

Und auf diesen Endkampf zwischen organisch entstandenem und künstlich geschaffenem Leben hat die Serie, offenbar von Anfang an, hingearbeitet. (Siehe schon die allererste Szene der Serie: die Pokerpartie zwischen Picard und Data …)

Und Episode 9 macht dann auch Ernst: Picard gelangt durch einen – von Soji initiierten – Transwarp-Kanal der Borg zur Androiden-Heimatwelt. Aber er ist mit seiner Crew nicht der Einzige, der diesen Weg gegangen ist: Aus dem Kanal taucht auch der Kubus auf (im Übrigen eine sehr beeindruckende Szene), und auch Narek, der Beinahe-Mörder Sojis, schafft es durch den Kanal. Er eröffnet sofort das Feuer auf Picards Schiff. Bevor es jedoch zur Eskalation kommt, greifen planetare Abfangjäger ein (die aussehen wie hypertrophe Orchideen) und zwingen alle drei Schiffe zur Notlandung auf dem Planeten.

Dort gelangt Picard mit seinen Leuten schließlich – zusammen mit Seven of Nine und Elnor, die den Absturz des Kubus überlebt haben – in eine idyllische Siedlung, bewohnt nur von Androiden. Es ist die Heimat Sojis; Maddox hat sie dort mit ihren Schwestern erschaffen. Die Siedlung wirkt, samt ihrer Bewohner, als befände man sich mitten in Height Ashbury zu Zeiten des Summer of Love, also 1967. Das ist zum einen der Höhe- (und End-)Punkt der Hippie-Bewegung und zum anderen auch ein Jahr, in dem noch die Ur-Serie des Star-Trek-Universums im US-Fernsehen lief.

Aber als bloßes Zitat ist es ein bisschen dick aufgetragen. Ist es also Ironie? Und die Ironie läge dann darin, dass die Hippies von damals hier von Androiden repräsentiert werden, also von Supertechnik, während die damalige Gegenkultur ja im Allgemeinen der Technik eher ablehnend gegenüberstand?

Aber falls es sich tatsächlich um Ironie handelt, wird diese sehr schnell wieder fallengelassen. Wir erfahren – eine Gedankenverschmelzung bringt es an den Tag –, dass es „jenseits der Grenzen von Zeit und Raum“ eine umfassende „Allianz des Künstlichen Lebens“ gibt. Und die steht bereit, den Androiden im Kampf gegen die Organischen beizustehen. Sie wartet nur auf das Signal der Androiden: „Ruft uns herbei und wir werden kommen.“ Das hätte allerdings Konsequenzen, denn: „Eure Evolution (also die der Androiden) wird zu ihrer (gemeint sind wir, die Organischen) Auslöschung führen.“

Picard spricht sich (natürlich) dafür aus, dass man es nicht zu einem offenen Kampf mit der romulanischen Flotte kommen lässt, die unterwegs ist, um die Androiden des Planeten zu vernichten. Er empfiehlt, sich in Sicherheit zu bringen. Doch Sutra, die Schwester Sojis, ist anderer Meinung: Sie will die Hilfe der Allianz in Anspruch nehmen (und lässt Picard festnehmen).

Alles ist also bereitet für das Finale, für den manichäischen Kampf künstliches gegen organisches Leben. harastos liebt ja derartige Alles-oder-Nichts-Konstellationen, und hofft nur, dass der Sieg der Organischen, der natürlich absehbar ist, nicht allzu platt ausfällt. (Quasi unvermeidlich: Soji, der Android, wird sich am Ende auf die Seite des Organischen stellen.)

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Die letzte Episode von Star Trek: Picard morgen auf Amazon Prime.


Star Trek: Picard (10. und letzte Episode)

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