Drei Wochen nach der Apokalypse – hier schlicht als „das Ereignis“ bezeichnet – hält sich Augustine Lofthouse allein in einem arktischen Observatorium auf. Vermutlich ist er der letzte Mensch auf Erden, denn das Ereignis hat die Menschheit (wieder einmal) dahingerafft; was das Ereignis denn nun war, teilt uns der Film The Midnight Sky (Drehbuch: Mark L. Smith, Regie: George Clooney) nicht mit.

Als die Station evakuiert wurde, blieb Lofthouse freiwillig auf ihr zurück, um eine sozusagen letzte Aufgabe zu erledigen: Die Besatzung der Aether davor zu warnen, zur Erde zurückzukehren. Er versteht das als seine Pflicht, denn er war es, der die Mission dieses Raumschiffs einst entworfen hat. Die Aether war vor Jahren nach K-23 aufgebrochen, einem „Planeten“ (wie immer wieder behauptet wird), der um Jupiter kreist und Hoffnung machte, dass er eine zweite Heimat für die Menschheit werden könnte. Jetzt befindet sich die Crew auf dem Rückweg zur Erde – zur toten Erde, aber das weiß die Crew nicht. Lofthouse will sie zur Umkehr – also zurück nach K-23 – bewegen.
Daraus könnte man ja durchaus nicht nur einen spannenden, sondern sogar einen halbwegs tiefgründigen Science Fiction-Film machen. The Midnight Sky schafft leider weder das Eine noch das Andere.
Der Film plätschert einfach dahin. Und mehr als einmal hat man den Eindruck, dass er das verdammtnochmal will. Die Macher halten das für cool, also für künstlerisch wertvoll. Man schneide möglichst lange Takes, möglichst viele davon hintereinander – dann kommt irgendwie, irgendwann schon etwas dabei heraus. Scheiß auf Plot oder Charaktere. Hauptsache irgendwas mit Langsamkeit. Immerhin kommen auf diese Weise – und das muss man neidlos anerkennen – viele schöne Bilder zustande.
Ab 1:09 (nach einer Stunde und neun Minuten) produziert der Film sogar sensationell schöne Bilder. Der Aether nähert sich ein Meteoriten-Schwarm, also Kleinkörper, die, sind sie nur groß und/oder schnell genug, die Hülle des Schiffs durchschlagen. Es wird ein Außenteam zusammengestellt, das die schon entstandenen Schäden ausbessern soll. Vermutlich hat man noch nie eine Crew vor so großartiger Kulisse agieren sehen. Leider ist das schon nach ein paar Minuten wieder vorbei.

Aber selbst diese Szene zeigt nicht, was aus diesem Film hätte werden können. Denn 1. hat sie nichts mit dem Plot zu tun (sie ist einfach nur schön anzuschauen), 2. gelingt es dem Film nicht einmal da, dass man mit den Charakteren mitgeht und 3. kann sich der Film auch hier das EVA-Klischee nicht verkneifen (ein Astronaut kommt beim Außenbordmanöver [= EVA] um, so wie hier und hier und …)
Auch in astronomischen Details fällt eine gewisse Schludrigkeit auf. So etwa wird K-23 als ein neu entdeckter Jupitermond vorgestellt – im Film ständig als „Planet“ bezeichnet, was aber nicht das Problem darstellt. Das ist vielmehr, dass dieser Mond offenbar für menschliches Leben geeignet ist, was dann aber bedeutet, dass er eine gewisse Masse aufweisen müsste. Die mindestens so groß wäre wie die Masse der bisher bekannten vier großen Jupitermonde. Und das hieße, dass er schon seit Jahrhunderten von der Erde aus beobachtbar wäre und keinesfalls eine Neuentdeckung darstellen könnte. – Und als sich die Astronauten für die erwähnte EVA bereitmachen, äußert eine Astronautin ihre Bewunderung über den Ausblick, der sich ihr bietet; der Film schneidet, um das zu illustrieren, das riesige Bild einer ganzen Milchstraße rein. Wir sind aber im Sonnensystem, und da passt nicht einmal ein zweiter Stern zwischen Jupiter und der Sonne. Alles das sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber in Summe findet harastos sie einfach nervig.
Fazit: Lauter Halbheiten: keine richtige Astronomie, keine richtigen Charaktere, kein richtiger Plot. (Nur ein paar schöne Bilder.)