15. Vom Krieg zur Utopie: der 2. Anlauf
Ende September 1945 traf Wernher von Braun und sein Peenemünder Raketenteam in den USA ein, wo man nach Trinity aber nur gemäßigtes Interesse am Bau von Raketen zeigte. Man hatte als einziger Staat der Welt die Atombombe sowie eine Flugzeugflotte, die imstande war, diese schwere Waffe – die frühen Atombomben wogen zwischen 5 und 6 Tonnen – zielsicher über (fast) jeden Ort der Erde abzuwerfen. Die maximale Nutzlast der V2, der größten bis dahin gebauten Rakete, lag bei nicht einmal einer Tonne, die Reichweite bei rund 300 Kilometern. Und daran, meinten einige amerikanische Experten, würde sich so schnell auch nichts ändern.
Vannevar Bush etwa, der wissenschaftlicher Berater Roosevelts war und als solcher das Manhattan-Projekt maßgeblich vorangetrieben hatte, sagte vor einem Senatsausschuss: „Ein paar Leute behaupten da immer wieder Dinge, die mich vor den Kopf stoßen. Sie reden über eine Rakete, die von einem Kontinent zum anderen geschossen wird, fast fünftausend Kilometer hoch fliegt, eine Atombombe mit sich trägt und so gelenkt werden kann, daß sie genau im Ziel landet. Technisch gesehen glaube ich nicht, daß irgend jemand auf dieser Erde dazu in der Lage ist, so etwas zu bewerkstelligen, und ich bin ziemlich sicher, daß noch viele Jahre vergehen werden, bevor man soweit ist.“
Bush spielte mit dieser Äußerung auch auf Wernher von Braun an, der im Mai 1945 in Garmisch-Partenkirchen für den englisch-amerikanischen Geheimdienst CIOS ein Memorandum unter dem Titel Übersicht über die bisherige Entwicklung der Flüssigkeitsrakete in Deutschland und deren Zukunftsaussichten verfasst hatte.
Darin bemerkt er einleitend, dass die V2 eine „durch diesen Krieg bedingte Zwischenlösung“ gewesen sei. Es folgt ein Ausblick über die Möglichkeiten der Raketen der A-Serie: Die Reichweite des [schon in Peenemünde projektierten] A9 lasse sich bis auf 5.000 Kilometer steigern, das A10 könne so modifiziert werden, dass es wiederverwendbar werde. Er schließt seine Ausführungen mit einem Blick in die fernere Zukunft: „Wenn die Raketentechnik weiter entwickelt ist, wird es möglich sein, zu anderen Planeten zu reisen, zunächst aber zum Mond. Die wissenschaftliche Bedeutung solcher Reisen liegt auf der Hand.“
Schon im Februar 1945, als die Deutschen London noch mit V2-Raketen bombardierten, hatte sich der Science-Fiction-Schriftsteller Arthur C. Clarke im britischen Technik-Journal Wireless World in einem Letter to the Editor mit dem Titel V2 for Ionosphere Research Gedanken über die friedliche Verwendung der V2 nach dem Ende des Krieges gemacht. Im Oktober 1945 schob er in der gleichen Zeitschrift den Artikel Extraterrestrial Relays nach, in dem er die Idee von mehreren geostationär positionierten Satelliten entwickelte, mit denen ein weltweites Kommunikationsnetz aufgebaut werden könne.
Ende 1945 erhielt die bei der Flugzeugfirma Douglas Aircraft gerade gegründete RAND-Corporation, ein (im Wesentlichen militärischer) Think Tank aus Technikern und Wissenschaftlern (der ab 1948 unabhängig von Douglas agierte), von der US Army den Auftrag, eine Studie zu erstellen, um die technische Machbarkeit auszuloten, einen Satelliten in einen erdnahen Orbit zu bringen. Ausgehend von der bereits verwirklichten Raketentechnik der V2, kam man zu dem Schluss, dass es innerhalb von 5 Jahren möglich sein solle, eine schubstarke, mehrstufige Rakete zu bauen, die einen Satelliten von 200 Kilogramm in einen 500-km-Orbit transportieren könne. Ein solcher Satellit sei, so das Fazit der Studie, nützlich sowohl für militärische als auch für wissenschaftliche Aufgaben.
Diese sowie weitere Studien, die in rascher Folge veröffentlicht wurden, wandten sich allesamt an einen kleinen Kreis von Spezialisten und zeitigten keine direkten politischen Folgen. Dasselbe galt auch für White Sands, wo die Peenemünder das amerikanische Militär und die amerikanische Wirtschaft (General Electric hatte eigens Leute abgestellt) in die Technik der Großrakete einführten, und außerdem Wissenschaftler dabei unterstützten, die V2 als Träger für wissenschaftliches Gerät zu verwenden.
Die wissenschaftliche Ausbeute, die bei den erfolgreich absolvierten Projekten, erzielt wurden, konnte sich durchaus sehen lassen: Erstmals wurden Daten der irdischen Atmosphäre jenseits von 20 Kilometer Höhe gewonnen; die Röntgenstrahlung der Sonne entdeckt; die Auswirkungen großer Höhen auf biologische Organismen wie Pflanzen und Kleintiere untersucht; außerdem die ersten Fotos der Erde aus dem Weltraum geschossen sowie die erste zweistufige Flüssigkeitsrakete gestartet. Aber politisch blieb das alles ohne Einfluss. Das änderte sich erst 1949/1950 mit der Zündung der ersten sowjetischen Atombombe und dem Beginn des Koreakrieges.
Raketen gerieten damit wieder in den militärischen Fokus: Die US Air Force vergab an Convair den Auftrag, eine Langstreckenrakete als Atomwaffenträger zu entwickeln, und die US Army beauftragte das (weitgehend deutsche) Team um Wernher von Braun, das mittlerweile nach Huntsville in Alabama ans Redstone Arsenal umgezogen war, eine Mittelstreckenrakete zu bauen.
Convair entschloss sich, ein altes, bereits beendetes Programm, das Projekt MX-774, wieder aufzunehmen; man änderte lediglich den Projektnamen in Atlas.
Huntsville knüpfte direkt an die bereits geleisteten Arbeiten zur V2 an – intern wurden die technischen Bezeichnungen aus der Peenemünder Zeit sogar fortgeführt: Das Triebwerk der neuen Rakete, schlicht Redstone nach dem Militärstützpunkt benannt, trug die Kennung A6; technisch basierte es auf dem letzten Triebwerk des A4.
Die erste Redstone absolvierte bereits nach weniger als drei Jahren am 20. August 1953 ihren ersten erfolgreichen Start. Das war für Korea zwar zu spät (der Krieg endete mit der Aushandlung des Waffenstillstandes von Panmunjon am 27. Juli 1953), doch mittlerweile war die Technik im Bau von Atombomben so weit fortgeschritten, dass ihr Gewicht auf weniger als die Hälfte reduziert werden konnte. Was sie für die Redstone (deren Nutzlast suborbital bei etwa 3,5 Tonnen lag) transportabel machte, und so wurde die Redstone als erste ballistische Atomrakete in Italien, der Türkei und in Deutschland (West), dem Heimatland ihrer Vorgängerin, der V2, stationiert.
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Ausgehend von den V2-Flügen in White Sands und von Clarkes Ausführungen zu Nachrichtensatelliten gewann ab 1950 die Nutzung von Raketen als Transportvehikel für zivile Nutzlasten immer mehr an Fahrt.
1951 wurde der Internationale Astronautische Kongress in London veranstaltet, wo mehrere Vorträge gehalten wurden zum Thema Raumstationen und Satelliten – darunter von Wernher von Braun, Rudolf Nebel, Guido von Pirquet, dem österreichischen Raketenpionier, oder vom amerikanischen Physiker Lyman Spitzer, der später an der Verwirklichung des Hubble-Weltraumteleskops beteiligt war. Ein Jahr später veröffentlichte das populäre Collier’s Magazine eine Artikelserie für das breite Publikum, in der diverse Autoren Gelegenheit erhielten, ihre Ansichten zur Raumfahrt auszubreiten. Wernher von Braun etwa beschrieb eine vierstufige Rakete, mit deren Hilfe eine Station im Erdorbit errichtet wurde, die als Brückenkopf für bemannte Mond- und Marsflüge diente. Mehr als vier Millionen Menschen lasen diese Artikel.
1953 kamen in einer Londoner Bar, dem Arts Theatre Club am Leicester Square, der amerikanische Physiker Fred Singer, der an den Testflügen der V2 in White Sands beteiligt gewesen war, und Arthur C. Clarke zusammen. Singer hatte das Konzept eines Kleinstsatelliten entwickelt und suchte gemeinsam mit dem britischen Schriftsteller nach einem zugkräftigen Namen: „Wir“, schreibt Clarke, „kamen schließlich auf MOUSE – die Anfangsbuchstaben von Minimum Orbital Unmanned Satellite of Earth. Wir freuten uns über unseren Treffer, als wären wir ein Werbeteam.“ Beim vierten Internationalen Astronautischen Kongress, der in Zürich stattfand, stellte Singer MOUSE als erste detaillierte technische Beschreibung eines Satelliten öffentlich vor. Die Masse von MOUSE sollte 45 Kilogramm betragen, die Energie durch Solarzellen gewonnen werden (was später Standard wurde), der (polare) Orbit 300 Kilometer hoch sein, die Daten der mitgeführten technischen Geräte per Magnetband aufgezeichnet und in regelmäßigen Abständen gebündelt an ein Flugzeug übertragen werden. Ähnlich wie die Artikel im Collier’s Magazine schlug auch Singers MOUSE hohe Wellen: „Tatsächlich“, so Clarke, wurde „MOUSE während der nächsten zwei Jahre überall auf der Welt besprochen.“
Im Sommer 1954 trafen sich Fred Singer (der Satellitenspezialist) und Wernher von Braun (der Raketenspezialist) sowie einige Mitglieder des Office of Naval Research (ONR), einer Forschungseinrichtung der Navy, und hoben Projekt Orbiter aus der Taufe: Ein Satellit von 2 kg Masse sollte in einen Orbit von 320 km Höhe gebracht werden, und zwar von der gerade neu entwickelten Redstone. Da die Power der militärischen Variante der Rakete nicht ausreichte, um einen Orbit zu erreichen, wurde als zusätzliche Oberstufe ein Bündel von Feststoffraketen vorgeschlagen. Der Start sollte in Äquatornähe von einem Schiff der Navy aus stattfinden (eine Technik, die bereits mit der V2 erprobt worden war). Auch die Zuständigkeiten hatte man verteilt: Huntsville baute die Rakete, die Navy den Satelliten; außerdem sollte die Navy ein geschlossenes Bahnverfolgungsnetz installieren. Das Projekt wurde schriftlich fixiert und nach Washington D. C. zur Begutachtung verschickt.
1954 war auch das Jahr, in dem Disney auf die Artikelserie zur Raumfahrt im Collier’s Magazine aufmerksam wurde. Walt Disney, vermutlich zu gleichen Teilen Träumer und Businessman und schon damals eine Ikone der amerikanischen Medienwelt, wollte im Juli 1955 den ersten Freizeitpark, Disneyland in Anaheim bei Los Angeles, eröffnen – die Bauarbeiten liefen seit Sommer 1954 –, und war ständig auf der Suche nach geeigneten Programmen für diesen Park sowie für seine Fernsehsendung gleichen Titels, die zwischen 1954 und 1958 (und unter wechselnden Namen bis heute) dokumentarische und erzählerische Episoden abenteuerlichen oder wissenschaftlich-technischen Inhalts zeigte. Die TV-Serie, sie dürfte weltweit eine der langlebigsten überhaupt sein, wurde von Walt Disney entwickelt und bis zu seinem Tod auch einleitend präsentiert, um seine Vision eines dauerhaften Freizeitparks populär zu machen. Disneyland (der Park) besteht aus fünf Unter- oder Themenparks: Main Street USA, Adventureland, Frontierland, Fantasyland und Tomorrowland. Disneyland (die Serie) gliedert sich ebenfalls in diese Sparten.
Als Ward Kimball, Zeichner und Regisseur, der seit 1934 für das Disney-Studio arbeitete, von Walt Disney gefragt wurde, ob er, Kimball, Ideen fürs Tomorrowland habe, erwähnte Kimball die Artikel im Collier’s Magazine. Er erarbeitete ein Konzept, wie sich diese Texte filmisch anschaulich machen ließen, und legte es seinem Boss vor. Und der war begeistert. Anstatt nach weiteren Details zu fragen, sagte Disney zu Kimball nur: „Stell deine Forderungen.“ Kimball nahm daraufhin Kontakt mit Willy Ley auf, der auch sofort seine Zusammenarbeit zusagte.
Ley war damals der in den USA populärste Autor der Artikel-Serie im Collier’s Magazine. Im Deutschland der 1920er Jahre hatte er seine schriftstellerisch-literarische Karriere gestartet, indem er – mit dem erwähnten Buch Die Fahrt ins Weltall und in der Folge mit zahlreichen Artikeln in diversen Zeitschiften – die theoretischen Überlegungen und Berechnungen Hermann Oberths zur Weltraumfahrt allgemein verständlich aufbereitete. Nachdem in Deutschland jede Veröffentlichung zur Raketenforschung verboten wurde, emigrierte er 1935 in die USA, und kaum war er angekommen, begann er – in englischer Sprache – dort weiterzumachen, wo er in Deutschland aufhören musste: mit dem Halten von Vorträgen und dem Schreiben von Artikeln zu Weltraumfahrt und Raketentechnik.
Viele Texte veröffentlichte er in zeitgenössischen Science-Fiction-Magazinen, wo sie den fiktionalen Storys – in denen vielfach schon mit Lichtgeschwindigkeit zwischen den Sternen gereist wurde – quasi die Erdung in der Wirklichkeit gaben. Ley schrieb in Thrilling Wonder Stories (1937) oder in Amazing Stories (1940) über den Stand der Raketentechnik in der wirklichen Welt, in Astounding Stories (1937) über den Beginn der bevorstehenden Eroberung des Weltraums oder in Astounding Science Fiction über die künftigen Möglichkeiten der V2 (1945). Anfang der 1950er Jahre hatte er so eine unglaubliche Popularität erlangt: „Wo man auch ein Magazin, eine Zeitung oder einen Katalog für Raketenspielzeug aufschlug“, schrieb Sam Moskowitz, Science-Fiction-Schriftsteller und Ley-Biograf, „immer stieß man auf den Namen Ley … seine unverwechselbare Stimme schien in allen Rundfunkstationen ständig auf Sendung zu sein, und die Plakate kündigten seine Vorträge in allen größeren Städten des Landes an.“
Und er kannte die meisten deutschen Raketentechniker der ersten Stunde persönlich, hatte teilweise sogar mit ihnen zusammengearbeitet – etwa mit Oberth beim Bau der UFA-Rakete –, und daher war es für ihn ein Leichtes, Wernher von Braun, der ihn an Popularität bald ablösen sollte, davon zu überzeugen, beim Projekt des Disney-Studios mitzuwirken.
Am 9. März 1955 wurde Man in Space, der erste von drei Teilen der Serie, ausgestrahlt. Neben von Braun und Ley war ein weiterer Deutscher mit von der Partie: Heinz Haber, wie von Braun im Zuge der Operation Paperclip in die USA gekommen; sein Spezialgebiet war die Weltraummedizin. Gemeinsam mit seinem Bruder Fritz Haber hatte er die Technik des Parabelflugs entwickelt, mit der man Schwerelosigkeit in einem Flugzeug erreichen konnte, ohne in den Weltraum vorstoßen zu müssen.
Nach kurzen einleitenden Worten von Walt Disney, übernimmt Ward Kimball (verantwortlich auch für Drehbuch und Regie) die Moderation der 45-minütigen Dokumentation. Er gibt zunächst einen Überblick über die Historie der Raketenentwicklung (Verne findet Erwähnung, ebenso Ganswindt, Oberth und Goddard, sowohl Ziolkowski als auch Kibaltschitsch werden unterschlagen); die V2 wird prominent erwähnt – „the forerunner of space ships to come“ (Vorläuferin kommender Raumschiffe) oder „the most successful rocket yet devised by man“ (die bisher erfolgreichste Rakete, die Menschen bisher zu bauen imstande waren) – und zahlreiche Starts sowie Fehlstarts gezeigt. Dass sie als Waffe entwickelt und eingesetzt wurde, wird nicht verschwiegen.
Dann übergibt Kimball an Willy Ley, der die Grundlagen zunächst der Raketentechnik, dann die der Raumfahrt im Allgemeinen erklärt. Ley folgt Kimballs Drehbuch-Entwurf weitgehend in freier Rede, aber mit schauerlichem Akzent (dieser Varieté-Akzent war amerikanischen Hörern ja bereits vertraut). Inszeniert werden seine Erläuterungen als Besprechung von Technikern. Die stellen natürlich didaktisch wertvolle Fragen, die Ley mithilfe einer Kreidetafel penibel beantwortet. Entscheidend ist, dass die Kreidetafel im Wesentlichen eine Metapher darstellt: Immer wenn er sich ihr zuwendet, übernimmt früher oder später ein bewegter Trickfilm Disney’scher Art die Rolle der Erklärung.
Der nächste ist Heinz Haber. Er erklärt, in schickem Anzug gewandet und in solidem, US-amerikanisch gefärbtem Englisch, die Grundfragen der Weltraum-Medizin: Wie verkraftet der Mensch – „a man just like you and me“ – hohe Beschleunigungskräfte, wie sie beim Start einer Rakete auftreten, wie die Schwerelosigkeit im Orbit, wie schützt er sich vor dem Vakuum (durch „space suits“, Weltraumanzüge), wie kann er sich während eines Weltraumflugs ernähren, wie schlafen und vieles mehr. Zu sehen ist Haber kaum eine Minute (was vielleicht gut ist, denn er besteht wirklich aus sehr viel Anzug), dann kommentiert er die Disney-Cartoons aus dem Off.
Es folgt Wernher von Braun als Letzter des Deutschen-Trios. Er stellt, gestisch sparsam, mit nicht ganz so gepflegtem Akzent wie Haber und mit kräftiger Unterstützung des Teleprompters (was seinem viel gerühmten Charme ein wenig abträglich ist), eine mehrstufige Rakete vor, auf deren Spitze als Nutzlast ein 11 Tonnen schweres Shuttle sitzt, das Platz bietet für 10 „crew members“. Das Shuttle, XR-1 mit Namen, ist beflügelt, verfügt über einen eigenen Antrieb sowie ein Landefahrwerk, kann also nach erfüllter Weltraum-Mission wie ein Flugzeug zur Erde zurückkehren.
Der abschließende Trickfilm zeigt dann eine komplette Mission dieser Kombination aus Rakete und Shuttle: Transport der stehenden Rakete vom „rocket assembly building“ zur „firing site“, Betankung der Rakete mit Hydrazin, der letzte „preflight check“, schließlich der Countdown mit anschließendem Start. Es folgt der Flug der Rakete, der das Shuttle in einen 1.000 Meilen hohen Orbit bringt. Dort angekommen, wird von der Crew die Arbeit aufgenommen: Bereits früher ausgesetzte Satelliten repariert, wissenschaftliche Aufzeichnungen meteorologischer Phänomene in der Erdatmosphäre vorgenommen, ebenso astronomische und astrophysikalische Beobachtungen des Mondes und der solaren Planeten, ungestört von Einflüssen der Erdatmosphäre. Nach dem Ende der Mission bringt die Crew das Shuttle zurück zur Erde. Gezeigt wird also eine reine Orbital-Mission. Erst ganz am Ende spricht der Off-Kommentar, nachdem der Vollmond im Bild erscheint, von der „exploration of the moon“ als nächstem Ziel, „then the planets“ und schließlich dem „infinit universe beyond“.
Man in Space wurde, durchaus bis heute, zum Maßstab für die Vermittlung von Wissenschaft und Technik im Fernsehen. Mit rund 40 Millionen Zuschauern, die die Episode vor den Bildschirmen verfolgten, ist Man in Space vermutlich die bis heute weltweit erfolgreichste Wissenschaftssendung, die je im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das sind Quoten, die heute fast unglaublich anmuten, doch war Disneyland (die Serie) damals eine der erfolgreichsten Sendungen im US-Fernsehen. Andere, fiktionale Serien erreichten teils noch sehr viel mehr Zuschauer als die 40 Millionen bei Man in Space. So sahen die drei Episoden um Davy Crocket, King of the Wild Frontier weit mehr als die Hälfte aller Amerikaner.
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In theoretischen Konzepten und medialen Präsentationen war die amerikanische Weltraumfahrt also bereits weit fortgeschritten. Doch zur gleichen Zeit nahm auch die wissenschaftlich-technische Praxis konkrete Formen an: 1952 hatten die Vereinten Nationen das Internationale Geophysikalische Jahr ausgerufen, um alle Einflüsse, die der Weltraum auf die Erde ausübt, zu untersuchen. Es war das bis dahin größte internationale wissenschaftliche Projekt, und jede Nation, die dafür Geld ausgeben wollte, konnte daran teilnehmen. Am Ende waren es 65 Nationen, die ihre Beteiligung zusagten. Als Starttermin wurde der 1. Juli 1957 festgesetzt, als Endtermin der 31. Dezember 1958. Achtzehn Monate als Dauer des Projekt-Jahres wurden gewählt, weil man zum einen ein „echtes“ Jahr zu 12 Monaten für ein derartiges Projekt als zu kurz empfand, und weil zum anderen das Sonnenfleckenmaximum, das man in diesem Zeitraum erwartete, nicht exakt vorauszuberechnen war.
Als folgenschwer erwies sich eine Konferenz im Herbst 1954, auf der das Komitee, das für die Ausrichtung des Geophysikalischen Jahres gegründet worden war, den Nationen, die daran teilnehmen mochten, empfahl, „die technischen Möglichkeiten für Bau und Abschuß eines künstlichen, mit wissenschaftlichen Meßinstrumenten ausgerüsteten Erdsatelliten zu untersuchen“. Man wandte sich zwar an alle Nationen, meinte aber die USA, denn nur die Amerikaner verfügten, so glaubte man, über genügend technisches Knowhow, um das auch in die Tat umsetzen zu können. Dieser Meinung war auch das politische Establishment, und so ließ der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower seinen Pressesprecher selbst- und siegessicher Ende Juli 1955 verkünden, dass die Vereinigten Staaten von Amerika im Laufe des Geophysikalischen Jahres mehrere Satelliten in die Erdumlaufbahn zu schießen beabsichtigten.
Zu diesem Zeitpunkt lagen der US-Regierung drei schriftlich ausgearbeitete Vorschläge vor, wie das im abgesteckten Zeitrahmen zu bewerkstelligen sein könnte. Zum einen das modifizierte Orbiter-Projekt der Huntsviller Raketeningenieure um Wernher von Braun: Von einem Start auf See war man abgekommen, für den Bau des Satelliten war nicht mehr die Navy, sondern das Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien zuständig; mitführen sollte er keinerlei Messgeräte, sondern lediglich einen Funksender, um seine Bahn verfolgen zu können; sein Gewicht war mit 2,2 kg sehr gering projektiert. Als Rakete blieb es bei der bereits ausgereiften Redstone, deren Serienproduktion als atomarer Waffenträger im gleichen Jahr begonnen hatte, ausgerüstet mit zusätzlichen Feststoffraketen als Oberstufen. Die Gesamtkosten des Projekts wurden (realistisch) auf knapp 18 Millionen Dollar veranschlagt.
Der zweite Vorschlag stammte von der Navy, genauer vom Naval Research Laboratory (NRL), das zwar unter dem gleichen Dach wie das ONR firmierte, aber in Konkurrenz zu diesem stand: Für den Satelliten war ein Gewicht von 10 kg angesetzt; als Rakete hatte man sich für die Viking als Erststufe, einer Aerobee als Zweitstufe und einer noch zu entwickelnden Feststoffrakete als Drittstufe entschieden. Die Viking war im Auftrag des NRL unter der Leitung von Milton Rosen ab August 1946 von der Martin Company in Baltimore, Maryland, als Höhenforschungsrakete entwickelte worden. Als „technische Blaupause“ diente zwar die V2, doch wurden bei der Viking auch alternative Lösungen entwickelt (etwa beim Lenksystem). Die Viking war die erste amerikanische Rakete, die (mit Messgeräten bestückt) den Weltraum erreichte; das war am 11. Mai 1950 (fast 8 Jahre nach der deutschen V2). Von den 12 bis 1955 gestarteten Exemplaren versagte nur eine einzige. Die Navy hatte mit der Viking also durchaus eine zur Redstone konkurrenzfähige Rakete anzubieten. Die Aerobee war ebenfalls mit finanzieller Unterstützung der Navy als Höhenforschungsrakete entwickelt worden, Erststart war im November 1947, gleichsam als abgespeckte, das heißt billigere Version der V2.
Den dritten Vorschlag hatte die Luftwaffe eingereicht. Am attraktivsten daran war das mit 69 kg angegebene hohe Gewicht des Satelliten. Um ein so schweres Objekt in den Orbit zu schießen, bedurfte es einer entsprechend schubstarken Rakete (weder die Redstone noch die Viking wären dazu fähig gewesen). Doch befand sich eine solche Rakete bereits in Arbeit, die schon erwähnte Atlas, die Jan Karel Bossart aus dem wiederbelebten Projekt MX-774 entwickelte. Aber bis 1955 war noch keine einzige Atlas geflogen. Die Luftwaffe konnte daher den Start ihres Satelliten erst für Ende 1958, kurz vor Abschluss des Internationalen Geophysikalischen Jahres, in Aussicht stellen.
Das war auch der Grund, weshalb der Ausschuss, der vom zuständigen Verteidigungsministerium eingesetzt worden war, um aus den drei Entwürfen denjenigen auszuwählen, der letztlich finanziert und damit verwirklicht würde, das Luftwaffen-Projekt zum Start eines Satelliten als erstes verwarf. Einen weiteren Grund lieferte die Vergangenheit der Rakete: Sie war erstens aus der V2 und zweitens als atomarer Waffenträger entstanden.
Aber das Internationale Geophysikalische Jahr war ein rein wissenschaftliches Projekt und stand unter der Ägide der Vereinten Nationen, einer zivilen Völkergemeinschaft, deren erklärtes Ziel die Verhinderung jeglicher Gewaltanwendung zwischen Völkern und Nationen war. Die Amerikaner hielten es – 10 Jahre nach dem Ende des letzten „Waffengangs“ – für nicht opportun, ihren ersten Satelliten im Rahmen eines solchen Projekts mit einem militärischen Träger ins All zu schießen.
Das wurde auch dem Projekt Orbiter zum Verhängnis, denn die Redstone war ebenfalls erstens aus der V2 und zweitens primär als Waffenträger gebaut worden. Zudem von Leuten, die in der Führungsebene hauptsächlich aus Peenemündern bestand, die die V2 gegen alliierte Ziele eingesetzt hatten. Der Ausschuss entschied sich, allerdings nicht einstimmig, sondern lediglich mehrheitlich (so favorisierte der Vorsitzende etwa den Army-Entwurf), für den Vorschlag der Navy. Das Verteidigungsministerium schloss sich der Mehrheitsmeinung an und vergab den Auftrag für Entwicklung, Bau und Start des ersten amerikanischen Satellitenträgers an die Martin Company. Die Gesamtleitung des Projekts – das fortan unter der Bezeichnung Vanguard lief (Vanguard für die Rakete, Vanguard 1 für den Satelliten) – wurde dem NRL unter Leitung des Astronomen John P. Hagan übertragen; technischer Direktor der Raketenentwicklung wurde Milton Rosen.
Rosen hatte einen Zeitraum von 30 Monaten angegeben, innerhalb dessen die Rakete einsatzbereit gemacht werden könne – Starttermin wäre also Frühjahr 1958 –, was Huntsville dazu veranlasste, die Entscheidung des Verteidigungsministeriums als üble Zeitverschwendung zu beschimpfen, denn die Redstone der Army sei spätestens in 18 Monaten startfertig. Da die Army kaum eine Gelegenheit ausließ, über Vanguard herzuziehen, sagte Rosen wider besseren Wissens ebenfalls eine Entwicklungszeit von 18 Monaten zu. 1956 begannen die ersten Testzündungen des Triebwerks; der erste Teststart erfolgte im Mai 1957 (mit Zweit-, aber ohne Drittstufe), der zweite Start (mit Zweit- und Drittstufe, beide jedoch nicht voll funktionsfähig) wurde für Ende Oktober 1957 angesetzt.
Doch drei Wochen zuvor hatte ein neues Zeitalter begonnen: Am Samstag, dem 5. Oktober 1957, 00.28 Uhr Ortszeit – das ist der 4. Oktober, 20.28 Uhr MEZ oder 14.28 Uhr EST (Cape-Canaveral-Zeit) – startete von der Rampe LC-1 des Weltraumbahnhofs Baikonur in der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik (KSSR) die Riesenrakete R-7 und brachte als Nutzlast den ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1 in eine Erdumlaufbahn. An der Ostküste der USA verbreitete sich diese Nachricht ab etwa 18 Uhr Ortszeit. In den folgenden Tagen machte das Wort vom Sputnik-Schock die Runde. Der Eindruck dieses Starts auf die USA war verheerend: Glaubte man sich bis dahin dem real existierenden Kommunismus auf technischem Gebiet, auf allen technischen Gebieten, weit überlegen, sah man sich plötzlich über Jahre der sowjetischen Raketenentwicklung hinterherhinken. Der Leistungsunterschied zwischen der Redstone (der größten amerikanischen Rakete) und der R-7 (wie die Redstone eine Weiterentwicklung der V2) war noch um ein Vielfaches größer als der zwischen der V2 und der Redstone.
Überdeutlich wurde das einen Monat später (Anfang November 1957), als eine R-7 Sputnik 2 startete. Der Satellit wog über eine halbe Tonne und an Bord befand sich ein Lebewesen: die Hündin Laika; sie wurde, in einem zylindrischen, hermetisch verschlossenen Behälter liegend, mit Nahrung, Sauerstoff und Wasser versorgt und ihre Lebensfunktionen per Funk an Bodenstationen übermittelt. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu sich auszumalen, was das bedeutete: Offenbar arbeiteten die Sowjets zielstrebig daran, einen Menschen in den Weltraum zu befördern.
Die Reaktionen in den USA fielen entsprechend heftig (bis hektisch) aus. Lyndon B. Johnson, demokratischer Senator für Texas, rief im Kongress eine öffentliche Anhörung ein, die klären sollte, warum die amerikanische Raumfahrt derart ins Hintertreffen geraten konnte. Noch bevor bei dieser Anhörung Wernher von Braun seine spektakulären Aussagen machte, wurde man im Weißen Haus, getrieben von der amerikanischen Presse, die dem Establishment vorwarf, in seiner Selbstgefälligkeit die Entwicklung verschlafen zu haben, nervös und behauptete, man werde den Russen Anfang Dezember 1957 mit dem dritten Start der Vanguard Paroli bieten.
Zwar war der zweite Teststart einer Vanguard am 25. Oktober 1957 erfolgreich verlaufen, doch auch der Start, auf den sich das Weiße Haus bezog, war von den Vanguard-Entwicklern um Milton Rosen als Teststart deklariert. Nur die erste Stufe, die Viking-Rakete, war aktiv, bei der zweiten und dritten handelte es sich um nur teilweise funktionsfähige Stufen; der mitgeführte Satellit war nicht das 10-Kilogramm-Gerät des Projektentwurfs, sondern eine stark abgespeckte Version ohne wissenschaftliches Messgerät (nur ein Sender war an Bord). Aber von einem weiteren Teststart wollte niemand etwas wissen. Und so pilgerten erstmals Tausende nach Cape Canaveral. Und erstmals sollte ein Millionenpublikum live vor dem Fernseher einen Raketenstart erleben, den die meisten bis dahin nur aus fiktionalen Hollywood-Produktionen kannten.
Um 11.44 Uhr Ortszeit, quasi kurz vor High Noon, hob die Rakete vom Startkomplex LC18A ab. Sie erreichte eine Höhe von knapp einem Meter (in Zahlen 1 m) – dann kam es zu einer Fehlfunktion in der ersten Stufe und die Rakete stürzte auf die Rampe zurück und ging in einem (zweifellos sehr telegenen) Feuerball auf. Immerhin funktionierte der Satellit: Aus einem Gebüsch, in das er bei der Explosion geschleudert worden war, funkte er seine Pieptöne in die Landschaft.
Wieder war ganz Amerika geschockt. Musste man sich bisher schon als Verlierer ansehen in einer Sache, die mit der „Übernahme“ der Peenemünder Forscher vielversprechend begonnen hatte, hatte man sich jetzt vor den Augen der Weltöffentlichkeit blamiert. Die einheimische wie internationale Presse verhöhnte Vanguard als Flopnik, Kaputnik, Oopsnik oder Dudnik. Und ein sowjetischer Delegierter wühlte genüsslich in der amerikanischen Wunde, indem er bei den Vereinten Nationen besorgt anfragte, ob die Vereinigten Staaten Interesse an einer Hilfe für unterentwickelte Länder hätten …
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Auf dem Gebiet der Fernseh-(Doku-)Fiction lief es da schon wesentlich besser.
Am 4. Dezember 1957 – zwei Tage vor dem Vanguard-Fiasko – wurde im Rahmen der Serie Disneyland die Episode Mars and Beyond ausgestrahlt; auch in ihr hatte Wernher von Braun nach 40 Minuten (der insgesamt fast 50-minütigen Dokumentation), zusammen mit Ernst Stuhlinger, ebenfalls gebürtiger Deutscher und Peenemünder, der über die Operation Paperclip nach Amerika gekommen war, einen Auftritt. Beide sind nur ein paar Minuten im Bild (ohne O-Ton) zu sehen, während der Off-Kommentar, wie schon die 40 Minuten zuvor, strikt beim Thema bleibt: der Beschreibung des Planeten Mars.
Mars and Beyond bildet den konsequenten Abschluss der Weltraum-Trilogie Disneylands. Hatte die erste Episode Man in Space (März 1955) als Höhepunkt eine Mission im Erdorbit geschildert, erweiterte die zweite Episode, Man and the Moon (gesendet am 28. Dezember 1955), die Weltraumaktivitäten bis hin zum Mond. Höhepunkt ist hier die Schilderung einer bemannten Reise um den Mond – „Voyage around the Moon“. Wernher von Braun beschreibt (etwa 10 Minuten lang) den technischen Aspekt: Die Raumstation im Erdorbit dient als Basis; hier wird durch zahlreiche Shuttle-Flüge die eigentliche Mondrakete zusammengebaut und schließlich Richtung Mond geschossen. Der Reise um den Mond würde dann „bald“ eine Expedition folgen, die eine tatsächliche Landung auf der Mondoberfläche zum Ziel hätte.
In Mars and Beyond wird der Radius der bemannten Raumfahrt noch einmal erweitert. Bei einem bemannten Flug zum Mars stellt, mit den Flüssigtreibstoffen, die in den 1950er Jahren zur Verfügung standen, bereits der Hinflug eine Hürde dar. Aufgrund der enormen Entfernung wäre, selbst bei einem Start vom Erdorbit aus, eine so große Menge davon erforderlich, dass der Bau einer Rakete, die sie mitzuführen hätte, zur Unmöglichkeit wird. Als Lösung bietet Mars and Beyond ein Raumschiff mit „elektro-magnetischem Antrieb“ an (das Spezialgebiet Ernst Stuhlingers).
Zusammengebaut wird es genau wie die Mondrakete im Erdorbit, mit Material, das zahlreiche chemisch angetriebene Raketen dorthin befördern. Es besteht aus einer Passagiereinheit, einer Scheibe von 500 Metern im Durchmesser, und einer externen Antriebseinheit am unteren Ende der Scheibe. Die Antriebseinheit wiederum besteht aus einem Atomreaktor, der die Energie liefert, mit der in der (ebenfalls extern liegenden) Brennkammer Cäsium-Atome ionisiert (also in positiv geladene Atomkerne und negativ geladene Elektronen aufgespalten) werden. Diese geladenen Teilchen (Ionen) werden dann durch ein elektromagnetisches Feld beschleunigt und treiben beim Ausströmen aus der Brennkammer das Raumschiff an. Die erreichbaren Ausströmgeschwindigkeiten von Ionen sind erheblich größer als bei Flüssigtreibstoffen; außerdem produziert ein solches Ionen-Triebwerk seinen Schub kontinuierlich über Monate und Jahre hinweg (nicht nur über Minuten wie Flüssigtreibstoffe).
Noch eine sozusagen kulturgeschichtliche Bemerkung zum beschriebenen Marsschiff: Es weist eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit mit dem fast 10 Jahre später geschaffenen (TV-)Raumschiff Enterprise auf. Aus dynamisch-ästhetischen Gründen befinden sich bei der Enterprise die Warp-Gondeln (der Antrieb) nicht unterhalb, sondern am hinteren Ende des Schiffs. Aus dem Antrieb des Marsschiffs wird die Untertassensektion. Die Energie entstammt nicht beschleunigten Ionen, sondern aus der (natürlich weit überlegenen) Annihilation von Materie und Antimaterie. Gene Roddenberry, der Schöpfer der Enterprise, war bei der Ausstrahlung von Mars and Beyond 37 Jahre alt.
Höhepunkt von Mars and Beyond ist die Beschreibung einer bemannten Mission zum Mars mit sechs identischen Exemplaren des zuvor vorgestellten, namenlosen Raumschiffs. Im Erdorbit treten die Raumschiffe zunächst in eine viermonatige Beschleunigungsphase ein, wodurch der Orbit spiralförmig vergrößert und dabei die maximale Geschwindigkeit aufgebaut wird (denn das ist der Nachteil von Ionen-Triebwerken: Sie brauchen sehr lange, bis sie diese erreichen, weshalb man mit ihnen nicht von der Erdoberfläche aus starten kann). Danach verlässt man die Anziehungskraft der Erde und reist gen Mars. Dort – nach 7 Monaten – angekommen, bremsen die Schiffe auf einer neuerlichen Spiralbahn ab, bis sie den Mars in einem stabilen 620-Meilen-Orbit umkreisen. Auf dem Mars gelandet wird mit eigens mitgeführten Landefahrzeugen (landing crafts). Insgesamt dauert der Hinflug, nur der wird gezeigt, 13 Monate und 6 Tage.
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In der realen Welt führte das Vanguard-Debakel dazu, dass der Army die zuvor verweigerten Mittel jetzt zugesprochen wurden. Da man aber das einst favorisierte Vanguard-Projekt weiterhin unterstützen wollte, mündete das Unternehmen Satellitenstart in einen aufgeregten Wettlauf zwischen den Teams um Milton Rosen und Wernher von Braun, dessen Orbiter-Projekt mittlerweile Explorer getauft worden war. Den Satelliten, Explorer 1, hatte das JPL entworfen, während Huntsville die Trägerrakete Juno 1 ins Rennen schickte, benannt nach der Gattin des Jupiter in der altrömischen Mythologie: Die 1. Stufe bestand aus einer, inzwischen mehrfach modifizierten Redstone, die 2. bis 4. Stufe aus Bündeln von Feststoffraketen unterschiedlicher Anzahl.
Die Herausforderung des Wettbewerbs zwischen Navy (Vanguard) und Army (Explorer) bestand vor allem darin, dass zwar sowohl Navy als auch Army je eigene Startrampen für ihre Raketen an der Cape Canaveral Air Force Station auf Merritt Island im Südosten Floridas zur Verfügung hatten, aber die Infrastruktur, die zum Start einer Rakete nötig ist, von der Luftwaffe, der Betreiberin des Stützpunktes, gestellt wurde, und das hatte zur Folge, dass jeweils nur eine Rakete gestartet werden konnte und man den Starttermin daher bei der Luftwaffe anzumelden hatte.
Die Navy merkte den 23. Januar 1958 als Starttermin für ihre Vanguard vor. Was jedoch am Wetter scheiterte, denn die Wassermassen, die der Sturm mit sich führte, verursachten einen Kurzschluss in den Bodenkabeln. Der musste gefunden und behoben werden. Als das nach mehreren Anläufen nicht gelang, entschied sich die Navy für den 3. Februar als neuen Starttermin.
Was den Army-Leuten Zeit gab, ihre Rakete startklar zu machen. Am 29. Januar waren sie so weit, mussten sich aber ebenfalls dem Wetter geschlagen geben. Desgleichen am Tag darauf. Doch am 31. Januar 1958 konnten sie den Countdown, begonnen um 13.30 Uhr Ortszeit, nach etwas mehr als neun Stunden mit dem Liftoff der Juno 1 um 22.48 Uhr beenden. 164 Sekunden später wurde per Hand im Startbunker die zweite Stufe gezündet; die dritte und vierte folgten per Automatik. Um 00.50 Uhr kam die Bestätigung einer kalifornischen Bodenstation: Der erste amerikanische Satellit war (endlich) im Orbit angekommen. Und obgleich ihn die 14 Kilogramm, die er auf die Waage brachte, im Vergleich zu den beiden Sputniks, die bereits im Orbit kreisten, als ausgesprochenes Leichtgewicht auswiesen, wurde Wernher von Braun als „Rocket Man“ und die Stadt Huntsville als „Rocket City“ gefeiert.